Donnerstag, 16. Februar 2012



Torgauer Elbbrücken

1000 jährige wechselvolle Geschichte des Torgauer Elbüberganges.
Einer der ältesten natürlichen Flußübergänge über die Elbe befinden sich bei Torgau. Er wird gebildet durch Porpyrfelsen, auf dem später die Grenzburg Castrum-Thorgowy erbaut wurde und wo später die Stadt Torgau entstand. Wahrscheinlich wurde die erste Brücke, es war eine hölzerne, von den Mönchen des Ziesterzienser-Klosters Dobriluk gebaut. Uns ist nur das Jahr der Zerstörung dieser Brücke 1070 bekannt. Die Brücke wurde nicht erneuert, sondern die Mönche legten eine Fähre an.
Erst Markgraf Friedrich von Meißen beschloß, zur Förderung des Handels und zur Erleichterung des Elbüberganges eine Brücke bauen zu lassen, vermutlich um 1400. Es war eine Holzkonstruktion, die schon nach wenigen Jahren so baufällig war, daß sie abgebrochen werden mußte. An ihre Stelle, trat bis Ende des 15. Jahrhunderts wieder die Fähre.
Kurfürst Friedrich der Weise ließ endlich eine Brücke bauen, die dauerhaft ausgeführt war. Der Kurfürst suchte einen Baumeister und fand ihn in Hans Beheim aus Nürnberg, der in Torgau bereits 1490 das Kornhaus und die Waage gebaut hatte. Alles lag soweit fest, nur das Geld fehlte noch. Da die Einnahmen aus dem eigenen Land für die prunkvolle Hofhaltung
gebraucht wurden, wählte der Fürst einen anderen Weg, der für die damalige Zeit charakteristisch war. Friedrich der Weise wandte sich an den Papst mit dem Gesuch, durch einen Freiheitskrieg ihm und seinen Untertanen gegen eine festzustellende Abgabe den für die Fastenzeit und andere bestimmte Tage verbotenen Genuß von Butter, Käse und Milchspeisen freizugeben, so daß es ohne Sünde und Verletzung des Gewissens geschehen könne, Papst Innocenz ging auf das Gesuch ein. Die Erlaubnis galt 2o Jahre. Nach 1o Jahren sollte ein Viertel der Einnahmen nach Rom zum Bau der Peterskirche geschickt werden. An allen Kirchen wurden, zur Aufnahme des Geldes Holzkästen aufgestellt, die man im Volksmund "Butterkästen" nannte.
1494 wurde der Grundstein der Brücke gelegt. Nach 5 Jahren waren die Pfeiler fertig und die Butterkästen leer. Die restlichen 3 Pfeiler sollten deshalb aus Holz gebaut werden. Als auch dazu das Geld nicht mehr reichte, wurden die Arbeiten vorübergehend eingestellt. Erst nach 34 jähriger Bauzeit konnte die Brücke 1529 dem Verkehr übergeben werden. 1558 brach ein Pferd durch die mit Balken belegte Fahrbahn und fiel in den Fluß. 1570 brach sogar ein ganzes Joch zusammen, 15 Personen fielen ins Wasser, von denen eine ertrank. Als die Schweden, die im 30 jährigen Kriege 1657 die Stadt 23 Wochen besetzt hielten, Torgau wieder räumten, ließen sie die Brücke in Flammen aufgehen.
1661 gab Johann Georg II den Befehl zu einem neuen Brückenbau. 1666 wurde diese Brücke eingeweiht. Sie war überdacht, stabiler gebaut, ihre Holzpfeiler hatten kräftige Eisbrecher. Im siebenjährigen Krieg wurde die Brücke 1760 in Brand geschossen. Da sie strategisch wichtig war, hat man sie schon im folgenden Jahr wieder hergestellt.
1825/26 erfolgte zunächst eine Verlängerung der Brücke. Nach einer 1830 ausgeführten gründlichen und kostspieligen Reparatur war die Brücke wenige Jahre später in einem solchen Zustand, daß bei jedem Eisgang ein totaler Einsturz zu befürchten war. Eine Brücke wurde 1840 fertiggestellt. Ihre Kosten betrugen einschließlich der Nebenarbeiten, wie Er- weiterung des Hochwasserprofils, Neubau der Brückenzolleinnehmerwohnung, Befestigungsmaßnahmen usw. über 165 000 Taler. Beim Bau der modernen Eisenbahnbrücke in den Jahren 1878 bis 1880 und 1895 wurden die Hauptpfeiler der Brücke von 1840 verwendet und die Zwischenpfeiler entfernt. Diese Brücke hatte 7 Bogen. Der im Strom stehende Pfeiler war ein
 
Hindernis für die Schiffahrt. Deshalb wurden 1934/35 die beiden Brückenbogen, die den Strom überspannten, durch einen einzigen Bogen ersetzt. Ein fast 100 Meter langer Brückenbogen überspannte jetzt den Strom. In der Nacht vom 24. zum 25. April 1945 ließ der damalige Festungskommandant Torgaus die Brücke sprengen.
Der Verkehr wurde monatelang über eine circa 100 Meter südlich liegende Notbrücke geführt. An der Instandsetzung der gesprengten Brücke waren maßgeblich sowjetische Pioniereinheiten beteiligt. Der Strom mußte wieder einen Pfeiler aufnehmen, und zwei der über Land liegenden Brückenbögen überspannen jetzt den Strom. An Stelle der ausgewechselten Bogen wurde eine Holzkonstruktion eingefügt.
1962/63 ging man trotz des strengen Winters daran, durch das Einfahren von Stahlkonstruktionen die alte Holzbrükke abzulösen. Zwölf mächtige
Eisbrecher wurden in das tiefgefrorene Erdreich im Hochwasserablaufprofil der Elbe von der Torgauer Brücke gerammt. Die Eisbrecher sollten die Brücke von dem drohenden Treibeis schützen. So konnten die Bauarbeiten ungefährdet zu Ende geführt werden.
Die Eisenbahnbrücke war 1871 fertiggestellt worden. Mit der Eröffnung der Teilstrecke Eilenburg-Falkenberg wurde die Stadt Torgau am 1. Mai 1872 an das Streckennetz der Eisenbahn angeschlossen. Durch die Sprengung auch dieser Brücke 1945 war die wichtige Verkehrsader  nach dem, Osten abgebrochen. Der Aufbau konnte, schnell durchgeführt werden, so daß am 14. September 1945 der erste Zug wieder über die Elbe fahren konnte.
Unsere Torgauer Elbbrücken stehen wieder, dienen dem Verkehr, für jedermann? Zu jeder Zeit? Oder bleiben sie trotz Wiederaufbau für manchen, für viele trotz allem abgebrochen, wer kann es sagen, ob es wieder einmal einen Brückenschlag in Wiedervereinigung gibt.

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