Torgauer Elbbrücken
1000 jährige wechselvolle
Geschichte des Torgauer Elbüberganges.
Einer der ältesten
natürlichen Flußübergänge über die Elbe befinden sich bei Torgau. Er wird
gebildet durch Porpyrfelsen, auf dem später die Grenzburg Castrum-Thorgowy
erbaut wurde und wo später die Stadt Torgau entstand. Wahrscheinlich wurde die
erste Brücke, es war eine hölzerne, von den Mönchen des Ziesterzienser-Klosters
Dobriluk gebaut. Uns ist nur das Jahr der Zerstörung dieser Brücke 1070
bekannt. Die Brücke wurde nicht erneuert, sondern die Mönche legten eine Fähre
an.
Erst Markgraf Friedrich
von Meißen beschloß, zur Förderung des Handels und zur Erleichterung des
Elbüberganges eine Brücke bauen zu lassen, vermutlich um 1400. Es war eine
Holzkonstruktion, die schon nach wenigen Jahren so baufällig war, daß sie
abgebrochen werden mußte. An ihre Stelle, trat bis Ende des 15. Jahrhunderts
wieder die Fähre.
Kurfürst Friedrich der
Weise ließ endlich eine Brücke bauen, die dauerhaft ausgeführt war. Der
Kurfürst suchte einen Baumeister und fand ihn in Hans Beheim aus Nürnberg, der
in Torgau bereits 1490 das Kornhaus und die Waage gebaut hatte. Alles lag
soweit fest, nur das Geld fehlte noch. Da die Einnahmen aus dem eigenen Land
für die prunkvolle Hofhaltung
gebraucht wurden, wählte
der Fürst einen anderen Weg, der für die damalige Zeit charakteristisch war.
Friedrich der Weise wandte sich an den Papst mit dem Gesuch, durch einen
Freiheitskrieg ihm und seinen Untertanen gegen eine festzustellende Abgabe den
für die Fastenzeit und andere bestimmte Tage verbotenen Genuß von Butter, Käse
und Milchspeisen freizugeben, so daß es ohne Sünde und Verletzung des Gewissens
geschehen könne, Papst Innocenz ging auf das Gesuch ein. Die Erlaubnis galt 2o
Jahre. Nach 1o Jahren sollte ein Viertel der Einnahmen nach Rom zum Bau der
Peterskirche geschickt werden. An allen Kirchen wurden, zur Aufnahme des Geldes
Holzkästen aufgestellt, die man im Volksmund "Butterkästen" nannte.
1494 wurde der Grundstein
der Brücke gelegt. Nach 5 Jahren waren die Pfeiler fertig und die Butterkästen
leer. Die restlichen 3 Pfeiler sollten deshalb aus Holz gebaut werden. Als auch
dazu das Geld nicht mehr reichte, wurden die Arbeiten vorübergehend
eingestellt. Erst nach 34 jähriger Bauzeit konnte die Brücke 1529 dem Verkehr
übergeben werden. 1558 brach ein Pferd durch die mit Balken belegte Fahrbahn
und fiel in den Fluß. 1570 brach sogar ein ganzes Joch zusammen, 15 Personen
fielen ins Wasser, von denen eine ertrank. Als die Schweden, die im 30 jährigen
Kriege 1657 die Stadt 23 Wochen besetzt hielten, Torgau wieder räumten, ließen
sie die Brücke in Flammen aufgehen.
1661 gab Johann Georg II
den Befehl zu einem neuen Brückenbau. 1666 wurde diese Brücke eingeweiht. Sie
war überdacht, stabiler gebaut, ihre Holzpfeiler hatten kräftige Eisbrecher. Im
siebenjährigen Krieg wurde die Brücke 1760 in Brand geschossen. Da sie
strategisch wichtig war, hat man sie schon im folgenden Jahr wieder
hergestellt.
1825/26 erfolgte zunächst
eine Verlängerung der Brücke. Nach einer 1830 ausgeführten gründlichen und
kostspieligen Reparatur war die Brücke wenige Jahre später in einem solchen
Zustand, daß bei jedem Eisgang ein totaler Einsturz zu befürchten war. Eine
Brücke wurde 1840 fertiggestellt. Ihre Kosten betrugen einschließlich der Nebenarbeiten,
wie Er- weiterung des Hochwasserprofils, Neubau der
Brückenzolleinnehmerwohnung, Befestigungsmaßnahmen usw. über 165 000 Taler.
Beim Bau der modernen Eisenbahnbrücke in den Jahren 1878 bis 1880 und 1895
wurden die Hauptpfeiler der Brücke von 1840 verwendet und die Zwischenpfeiler
entfernt. Diese Brücke hatte 7 Bogen. Der im Strom stehende Pfeiler war ein
Hindernis für die
Schiffahrt. Deshalb wurden 1934/35 die beiden Brückenbogen, die den Strom
überspannten, durch einen einzigen Bogen ersetzt. Ein fast 100 Meter langer
Brückenbogen überspannte jetzt den Strom. In der Nacht vom 24. zum 25. April
1945 ließ der damalige Festungskommandant Torgaus die Brücke sprengen.
Der Verkehr wurde
monatelang über eine circa 100 Meter südlich liegende Notbrücke geführt. An der
Instandsetzung der gesprengten Brücke waren maßgeblich sowjetische
Pioniereinheiten beteiligt. Der Strom mußte wieder einen Pfeiler aufnehmen, und
zwei der über Land liegenden Brückenbögen überspannen jetzt den Strom. An
Stelle der ausgewechselten Bogen wurde eine Holzkonstruktion eingefügt.
1962/63 ging man trotz
des strengen Winters daran, durch das Einfahren von Stahlkonstruktionen die
alte Holzbrükke abzulösen. Zwölf mächtige
Eisbrecher wurden in das
tiefgefrorene Erdreich im Hochwasserablaufprofil der Elbe von der Torgauer
Brücke gerammt. Die Eisbrecher sollten die Brücke von dem drohenden Treibeis
schützen. So konnten die Bauarbeiten ungefährdet zu Ende geführt werden.
Die Eisenbahnbrücke war
1871 fertiggestellt worden. Mit der Eröffnung der Teilstrecke
Eilenburg-Falkenberg wurde die Stadt Torgau am 1. Mai 1872 an das Streckennetz
der Eisenbahn angeschlossen. Durch die Sprengung auch dieser Brücke 1945 war die
wichtige Verkehrsader nach dem, Osten
abgebrochen. Der Aufbau konnte, schnell durchgeführt werden, so daß am 14.
September 1945 der erste Zug wieder über die Elbe fahren konnte.
Unsere Torgauer
Elbbrücken stehen wieder, dienen dem Verkehr, für jedermann? Zu jeder Zeit?
Oder bleiben sie trotz Wiederaufbau für manchen, für viele trotz allem
abgebrochen, wer kann es sagen, ob es wieder einmal einen Brückenschlag in
Wiedervereinigung gibt.

